Ostseerundtour
Für die Zeit nach meiner Pensionierung hatte ich mir vorgenommen einmal die Anrainerländer der Ostsee auf einer Reise im VW-Bus zu besuchen und damit die Ostsee zu umrunden. Im Sommer 2024 schließlich konnte ich das nun auf einer fast 8-wöchigen Tour umsetzen, mich treiben lassen und spontan entscheiden, wohin es am nächsten Tag weitergehen sollte.
Einen Blogbeitrag gibt es bei Polarsteps unter:
Fotografische Impressionen finden sich in eigenen Galerien durch Klick auf das jeweilige Bild. Ganz unten auf dieser Seite finden Sie einige Diashows, die als Video abspielbar sind.
von Laboe nach Usedom
Laboe - Lütjenburg - Heiligenhafen - Fehmarn - Stralsund - Rügen - Usedom, das ist die erste Etappe.
Im Eiszeitmuseum bei Lütjenburg gibt es eine schöne Einführung in die Geologie des Ostseeanraumes, der nebenanliegende Turmhügel gibt Zeugnis von der beginnenden christlichen Besiedlung Schleswig-Holsteins.
Heiligenhafen lockt mit seinem Strandhaken und daran liegenden Salzwiesen als Naturschutzgebiet und vom der mondän gestalteten Seebrücke hat man einen schönen Blick über das Waser auf Fehmarn und die Fehmarnbeltbrücke.
Von den ehemals 17 Windmühlen auf Fehmarn sind noch 7 erhalten, wobei das Mühlenmuseum in Lehmkenhafen einen wunderbaren Einblick in die Mühlengeschichte und die Funktionsweise der Mühlen gibt. Das schnell wechselnde Wetter lässt die Insel mit den meisten Sonnenstunden Deutschlands in wunderbaren Lichtstimmungen erstrahlen.
Stralund lockt mit seinem Meeresmuseum, das hervorragend wissenschaftlich aufbereitet und anschaulich den Lebensraum Ostsee darstellt.
Rügen mit seinen Kreidefelsen und der Bäderarchitektur ist immer eine Reise wert und auf Usedom setzen sich die Seebäder fort. Andererseits mahnen bei Penemünde die Forschungs- und Entwicklungsstätten der Nazis für die Raketenentwicklung an die Schrecken dieser Zeit.
Polen
"Dzień dobry. Poproszę cappuccino. - Dziękuję." - "Guten Morgen, ich möchte gern einen Cappuchino, danke." Polnisch ist wirklich eine schwierige Sprache mit einem deutlichen Mangel an Vokalen. So beeindruckt mich, wie gut die Polen stets in Deutschland Deutsch sprechen, denn die Sprachen sind doch wenig verwandt.
Ein wunderbares Land mit seinen Ostseestränden bei Kolberg, den leuchtenden Wanderdünen bei Leba, dem herrlichen Danzig, den mächtigen Kreuzritterburgen wie die von Marienburg und die glitzernden masurischen Seen, um nur einige Höhepunkte zu nennen. Gleichzeitig gehören aber auch die Zeugen der Vergangenheit zum Besichtigungsprogramm wie das KZ Stutthof oder das Führerhauptquartier Wolfsschanze, die nachtdenklich stimmen und beklemmende Eindrücke hinterlassen.
Litauen
Russland ist nicht weit. Das merkt man, wenn man die Russische Enklave, ehemals Königsberg, umfährt um nach Litauen zu gelangen, aber auch wenn man auf der Kurischen Nehrung ist und von Nida aus zur großen Düne wandert. Auch ein unterirdisches russisches Silo, ehemals mit Atomraketen bestückt, ist zu besichtigen. Es wurde während des Kalten Krieges in den 60er Jahren in einem Waldstück gebaut und mit der Unabhängigkeit Litauens von der Sowjetunion aufgegeben. Wieder ein Gruselpunkt auf der Tour. Es entschädigen die schönen Eindrücke bei der Besichtigung von Judokrante auf der Kurischen Nehrung oder des Thomas Mann Hauses dort.
Eigenartig und ganz besonders auch der Berg der Kreuze bei Sutkūnai.
Lettland
Lettland erwartet mich mit der Moorlandschaft des Kemeri-Nationalparks mit beeindruckend schönen Pflanzen wie der Orchidee Knabenkraut oder der fleischfressenden Pflanze Sonnentau. Bretterstege laden zu einem Rundgang auf dem schwankenden Boden ein.
Ein Juwel auch das entspannte Riga mit seinen chic renovierten Jugendstilbürgerhäusern oder, in der zweiten Reihe, dem grauen Charme des Verfalls der unrenovierten Häuser.
In seiner jeweilig speziellen regionalen Ausprägung lassen sich die bäuerlichen Stukturen im Freilichtmuseum bei Riga nachvollziehen und das Automuseum hält Juwelen westlicher und sozialistischer Bauart bereit.
Estland
Bei den Biberbauten im Feuchtgebiet von Tipu Küla von den Mücken aufgefressen; nach Sarmaa übergesetzt und die herrlichen Kliffs von Muhu entlanggewandert; am alten Leuchtturm von Lõu küla im Nirgendwo den Wind um die Nase wehen gelassen; das verträumte Haapsalu mit seinen Holzbauten eines vergangenen Seebads erkundet; den Bahnhof von Haapsalu im Regen besichtigt, der angesichts des Besuches des Zaren zur Schlammkur errichtet wurde und damals den längsten überdachten Bahnsteig der Welt aufwies; die Bauruine des Schlosses von Graf Ewald von Ungern-Sternberg besichtig, dem 1893 das Geld ausging, als er seiner Frau ein Schloss bauen wollte; die Abraumhalden für Kalkstein bei Rummu erklettert; schließlich das wundervolle Riga, eine Perle hanseatischer Städte, erkundet, immer vor 09:30 Uhr, wenn die Horden japanischer, chinesischer und sonstiger Touristen einfallen und durch die Altstadtgassen ziehen.
Finnland
Vorfahrt für Rentiere. Das Land wird weit, das Licht klar und zauberhaft, die Menschen ruhig und ausgeglichen, je mehr man nach Norden kommt. Finnland ist gerade an seiner Westküste oft zweisprachig (finnisch und schwedisch). Es heißt, die Finnen schweigen in zwei Sprachen.
Eine unendlich wirkende Wald- und Seenlandschaft mit eingestreuten Mooren beherrscht das Bild. Mit leckeren Zimtschnecken und Kaffee geht es in Skandinavien durch den Tag.
Inselhopping im Schärengarten vor Turku oder ein Blick von Schäreninsel zu Schäreninsel bei Svedjehamn im Kvarken-Archipel mit dem besten Zimtschneckenstand Finnlands an der großen Brücke (:-)), die wilden Wasser im Rovaniemi Nationalpark und über all Wald, Wald, Wald. Wanderung schließt sich an Wanderung, nur unterbrochen von einem sehr informativen Bootsausflug auf einem der vielen Flüsse mit einem Samen. Die geologischen Hebungen, die sich hier besonders gut nachvollziehen lassen, machen deutlich, dass es in geologisch nicht fernen Zeiten eine Landbrücke zwischen Finnland und Schweden geben wird.
Der Inari Nature Trail führt durch wunderschönen Kiefernwald, teils am Fluss, in dem in den 40er und 50er Jahren des vorletzten Jahrhunderts Goldwäscher ihr Glück versucht haben.
Norwegen
Es wird nun nicht mehr dunkel im Juli nördlich des Polarkreises. Der am weitesten von Laboe entfernte Punkt meiner Reise ist bei Vardö erreicht. Nach 10 Min Überfahrt auf die Insel ein Wahnsinn, was sich da alles an Vögeln drängelt. Schaaren von Kormoranen, Papageientauchern und anderen Vögeln schwimmen an der Insel im Meer, fallen laut schreiend mit ihrer gefischten Nahrung im Schnabel ein oder tummeln sich auf den Felsen. Die Landschaft ist an der Nordküste Norwegens felsig und wild. Die Porsanger Steintrolle, die Fjellandschaft, die Felszeichnungen von Alta und der Erzhafen Narvik sind Wegpunkte auf der Fahrt auf die Lofoten, die im Gegensatz zum Nordkap nicht fehlen darf. Allerdings wird es auf den Lofoten voll. Die Landschaft der Lofoten ist einzgartig und faszinierend, die Saison kurz. Es scheint aber sehr ambivalent eine Reise dorthin zu empfehlen. Bei den Highlights sind die Parkplätze und Campingplätze verstopft, Autoschlangen von Campern und Wohnmobilen wälzen sich über die schmalen verschlungenen Straßen. Nach langem dunklen Winter freuen sich die Bewohner der Inseln auf die zwei Monate herrlichen Sommers und das gesamte Archipel wird von Touristen eingenommen. Andererseits ist dies die Zeit in der sie die Möglichkeit haben, vom Tourismus zu leben, neben dem Fischfang die einizige weitere Verdienstmöglichkeit.
Schweden
Falunrot ist die beherrschende Farbe der Schwedenhäuser, deren mineralischer Anstrich aus dem Abraum der Grube von Falun gewonnen wird.
Bei Umea geht es zurück an die Ostseeküste. Die Stadt wartet mit einem schönen Skulpturenpark und einem feinen Arboretum auf.
Neben dem Bergwerk von Falun und dem Skizentrum der Stadt gibt es in der Nähe auch die ausgezeichneten Bilder mit Szenen aus dem Landleben des Malers Carl Larsson zu bestaunen. Ausdrucksstärker noch die Werke des Malers Zorn in Mora, sowohl seine Landszenen als auch seine starken Portraits.
Wer die rotfarbenen Dala-Holzpferde mag, ist in den Holzschnitzereien in Nusnäs richtig. In Rättvig sind die Straßen mit alten Ami-Schlitten so gefüllt, dass man höchstens im Schritttempo vorankommt. Die die Classic-Cars fahren bei den vielen sommerlichen Treffen die Promenaden auf und ab.
Die Sala-Silbermine lässt sich in einer interaktiven Tour eigenständig erkunden (dreihundert Stufen abwärts und wieder aufwärts). Auch hier wie in anderen Minen, die ich immer mal wieder besichtigt habe, sind nachhaltig berührend die für unsere Zeit kaum vorstellbaren Arbeitsbedingungen, unter denen die Menschen gearbeitet haben.
Je weiter es nach Süden geht, um so voller wird es auf den Straßen und im schwedischen Sommer überhaupt. Schön noch der Aufenthalt auf der langgestrecketen Insel Öland mit seinen Windmühlen und Wikingerstätten.
In der Ausstellung zur Geschichte der Universität von Uppsala lassen sich beeindruckende historisch wissenschaftliche Geräte bestaunen, aber auch der damals öffentlich zugängliche Sektionssaal, für dem man Karten zur zirkusartigen Vorstellung von Leichensektionen erwerben konnte.
Stockholm schließlich ist fest in Touristenhand, die sich durch die Straßen der Altstadt, in den zahlklosen Cafes und Restaurants und zur Wachablösung am Schloss drängen.
Dänemark
Dänemark wird nur gestreift. Inzwischen ist es August und überall voll. In der Nähe von Kopenhagen wollte ich eigentlich mal wieder ins Freilichtmuseum Lousiana, doch bereits eine Stunde nach Öffnung war kein Parkplatz mehr zu bekommen und Menschenmassen strömten vom Bahnhof mit jedem eintreffenden Zug ins Museum. Geruhsamer ging es dann doch am und im Schloss Frederiksborg zu mit seinem herrlichem Barockgarten.
Die Insel Mön mit seinen hohen Kreidefelsen runden dann in den letzten zwei Tagen die Ostseerundtour ab.
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Zuhause ist es doch nach fast 8 Wochen und fast 12000 km im VW-Bus auch schön.
Auf der Tour frage ich mich natürlich immer wieder, warum ich nicht dies oder das auch angesehen habe, was es wert gewesen wäre zu besichtigen, zu erwandern oder einfach irgendwo länger zu verweilen. Es gibt in jedem einzelnen Land noch so viel zu sehen. Doch diesmal stand die Rundtour im Mittelpunkt. Auch nach weiteren 8 Wochen gäbe es noch viel zu sehen. So bleibt das eine oder andere noch weitere Reisen wert.
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Zufriedenheit garantiert
Eine Reise um die Ostsee ist eine Herausforderung für die eigene Aufnahmefähigkeit. Der Sommer scheint die angemessene Reisezeit, dies in 8 Wochen zu bewältigen. Vielleicht sollte man sich aber doch etwas mehr Zeit lassen. Dann aber wäre spätestens nach 8 Wochen aber eine Pause an einem festen Standort notwendig. Alternativ könnte man die Tour abkürzen und von Turku in Finnland nach Schweden mit der Fähre überzusetzen.